Erinnerung an eine wundervolle Zeit

Erinnerung an eine wundervolle Zeit

Donnerstag, 11. September 2014

Home sweet Home

Jetzt habe ich schon per Facebook und co ein paar Beschwerden bekommen, dass ich mich noch nicht gemeldet habe. Deshalb: Ja, ich lebe noch! Und Papa lebt auch noch! Wir sind jetzt seid einer Woche hier und es gefällt uns sehr gut.
Unsere Fahrt war ziemlich anstrengend. Sprich: Steht um 3 Uhr morgens auf und habt nur 3 Stunden geschlafen. Also ist man müde. Dann fliegt man halt bis nachts um 12 nach Nairobi inklusive Umstieg in London. Der Flug von London nach Nairobi war ein kleines Highlight. Wir sitzen im Flieger und der Bordcomputer begrüßt uns auf unserem Flug nach Hongkong (kein Witz!) haha. Nach etwas gelächter und nachdem sich jeder mal nach den anderen Passagieren umgeschaut hat, war recht schnell klar, dass es nicht richtung Asien geht, da echt viele Farbige und ziemlich wenige Chinesen im Flieger saßen und sich alle schmunzelnd umgeschaut haben. Doof war nur, dass dieser Bordcomputer mit seinem großartigem Endertainment-Program gefälligst funktionieren muss. Und sowas dauert eine Stunde :-/ Da will man einfach nur nach Afrika und weil der Fernseher halt net geht bleibt man im doofen England sitzen. Nach einer Stunde gings dann los. Mein Fernseher ging immer noch nicht, war mir aber egal. Obwohl doch. Er funktionierte, wenn sich die Dame im Sitz vor mir stark zurückgelehnt hat. Na toll. Glücklicherweise hat sie genau das ab und zu gemacht.
Völlig übermüdet kamen wir in Nairobi an und waren etwa um halb 1 im Bett. Was auch ganz gut war, denn um halb 6 ging es am morgen wieder weiter. Und mit so wenig schlaf in ein "Office" sich mit echt viel Gepäck zu quetschen (Wir hatten 4 große Gepäckstücke wo unter anderem 20 Türklingen verstaut waren...) ist echt nicht so lustig. Und dann mussten wir bis halb 9 auf unseren Bus warten. Um 3 Uhr nachmittags waren wir endlich in Eldoret. Und sollten abgeholt werden. Sollten. Ich rief also den zuständigen Menschen dazu an. Und kumbe (blöd). Er ist noch gar nicht losgefahren. Normalerweise braucht man für diese Strecke ca. 1 Stunde. Bei schlechten Strassen 1,5 Stunden. Er hat 3 Stunden gebraucht. Vollig fix und fertig kamen wir um 8 Uhr abends auf Station an. Aber trotzdem waren wir voller Energie, weil Papa was neues gesehen hat und ich habe so viele alte Bekannte und Freunde getroffen, dass ich mein Schlafdefizit nur so gemerkt hab, dass mir halt ab und zu etwas schwarz vor Augen wurde.
Es war schon ziemlich lustig, viele von früher wiederzutreffen. Und es war glaub ich auch etwas laut, weil wir ein bisschen geschrien haben. Manchmal. Hehe. Und deshalb konnte ich mich bisher nicht melden, da ich derzeit wirklich jeden Tag mit Besuchen beschäftigt bin. Puh. Echt viel. Und ich arbeite halt nen bisschen in der Medi während Papa Traktoren wieder flott macht in der Werkstatt.
Irgendwie war es mit einem mal so, als wäre ich nie weg gewesen. Mein Tag läuft wie sonst auch immer ab. Und ich darf tollerweise voll in der Medi mitarbeiten, da im Moment gerade dort allerhand zu tun ist. Zwischen mir und meinen erwachsenen Freunden ist es wie immer. Auch wenn mich nicht alle gleich erkannt haben. Es war sehr häufig so, dass jemand erst so etwas demotiviert mich begrüßt hat, und dann hat es offensichtlich "Klick" gemacht und es wurde laut und lustig, weil die Person mich wiedererkannt hat. Habe wohl einen Eindruck hinterlassen. Manchmal wohl auch einen Guten :D Teilweise verstehe ich mich jetzt mit manchen noch besser wie vorher. Caro und ich sind derzeit unzertrennlich. Jedes mal wenn wir uns sehen, verwandeln wir uns in 2 siebenjährige Mädchen, die nur am Kichern sind (alla Amelie und Lenie). Ich glaube wir sind echt schwer zu ertragen.
Irgendwie ist es aber auch so, als wäre ich Ewigkeiten weg gewesen. Die Umgebung hat sich sehr geändert. Die Menschen wirken manchmal nicht so lustig und freundlich, wie ich sie in Erinnerung hatte. Hier im Busch hat sich einiges getan. Es soll bald für alle Strom geben. Viele haben Smartphones, wohnen aber noch in Lehmhütten. Ich habe den Eindruck, dass Geld eine viel größere Rolle jetzt spielt, als es bei mir der Fall war. Ich habe diesen Eindruck allerdings erst seit einer Woche und von daher kann ich mich bitterböse täuschen. Aber dass Geld viel Schlechtes bewirkt, davon bin ich schon länger überzeugt und bin gerne in Deutschland zu Diskussionen diesbezüglich bereit. Normalerweise bin ich furchtbar gerne Matatus und PikiPiki (KLeinbusse und Motorrad) gefahren, da man unglaublcih schnell mit Menschen ins Gespräch kommt. Jetzt klappt das kaum noch. Es kann daran liegen, dass die Kenianer hier mittlerweile eher weiße Menschen gewöhnt sind und es 2012 einfach noch was besonderes war und ich mittlerweile zum Alltag gehöre. Das fände ich noch ganz schön. Aber es ist halt nicht mehr das gleiche wie im Jahr 2012. Aber es hat sich auch einiges Positives verändert: Bisher war Alkohol hier ein großes Problem. Und nein, ich trinke weiterhin gerne mal ein Bierchen. Aber hier in Kenia macht man nicht so halbe Sachen, wie wir in Deutschland: Heißt: Wenn man schon Alkohol trinkt, dann bitte auch richtig. Also dann soll man auch richtig abhängig davon werden und nicht einfach aus Genuß oder Spass an der Freude trinken. Sie haben ihr eigenes Bier hier gebraut, was ich als Missionarin allerdings niemals probieren darf und eigentlich auch nicht will. Als Christin darf man kein Alkohol trinken, wenn man ernst genommen werden will. Das ist halt auch Teil der Kultur/Überzeugung. Mittlerweile dürfen sie kein eigenes Bier hier mehr brauen. Wenn sie dabei erwischt werden, müssen sie hohe Geldstrafen bezahlen. Sprich: es trinkt kaum noch jemand hier Alkohol. Und das ist eigentlich ganz schön. Und die Kirchen haben sich sehr entwickelt. War ich vorher man in Kipchunu in der Kirche, war an einem gut besuchten Sonntag vielleicht 7 Menschen, die den Gottesdienst besuchten. Letzten Sonntag war die Kirche fast voll, sprich in etwa 30 Menschen. Ich erinnere mich an einen Sonntag 2012 in der der Pastor bis 12 alleine in der Kirche gesessen hat. Das ist jetzt echt undenkbar. Und der Gottesdienst ist sehr lebhaft. Man merkt richtig, dass diese Gemeinde den Menschen sehr am herzen liegt, was man auch daran sieht, dass sie lange für ein Keyboard gespart haben, was jetzt den Lobpreis jeden SOnntag unterstützt.
Die Kinder im Kinderheim kenne ich zum Großteil noch, auch wenn ich bei ein paar die Namen vergessen habe. Aber einige Kinder haben sich toll entwickelt. Emmanuel ist nicht wiederzuerkennen. Echt top. Ok, er hat mich definitiv erkannt, aber er spielt die ganze Zeit mit den anderen Jungs. Sprich, es ist genauso, wie es sein soll. Er passt häufig auf die Schafe der Station auf, was voll lustig ist. Eigentlich sind die Schafe um einiges stärker als er. Aber er scheint es nicht zu wissen. Und die Schafe hinterfragen seine Autorität wohl auch nicht :D Es sind auch ein paar neue Kinder dabei. Manche kenne ich nur durch die Visitations. Die Kinder sind insgesamt sehr schüchtern und zurückhaltend mir gegenüber. Sie kennen meinen Namen, aber sie springen nicht wie früher auf mir herum. aber das habe ich auch nicht erwartet. Es sind Kinder und 1,5 Jahre in Deutschland ist nunmal eine lange Zeit. Es war trotzdem schön zu hören, dass die Jungs aus Heim 4 in den letzten 1,5 Jahren wohl immer wieder für mich gebetet haben. Das finde ich voll süß und hat mich sehr bewegt. Da musste ich schon ein paar Tränchen verdrücken. Die Mädels aus Heim 3 sind sehr lustig und wir hatten bereits sehr viel Spass zusammen. Die älteren Kinder sind in der Nachbarschaftsschule, sodass ich sie nur selten zu Gesicht bekomme. Aber thats life. Ich denke so ist das Leben. Sie sollen sich so langsam abkapseln und eigenständig werden.
Jetzt ist die erste Woche auf Station rum und ab Samstag geht es nach Pokot. Und das wird der Hammer! Also sprich: Papa und ich sind für eine Woche nicht zu erreichen. Wir haben definitiv kein Internet. Und Handyempfang gleich null. Nur Papas kenianische Nummer könnte wohl ab und zu funktionieren.
Wir werden wohl richtig im Busch leben, also wie man sich Afrika vorstellt. Ohne Strom, ohne fließend Wasser. Und wir bauen eine Kirche. Wie das genau funktioniert- keine Ahnung. Unser Team besteht aus 16 lustigen Menschen. Ich kann es echt kaum erwarten. Eine Woche mal auf die einfachste Weise einfach leben. Wir müssen genug Trinkwasser mitnehmen, sprich wir füllen gerade zwei 200kanister auf. Als zweites Projekt werden wir Schulministry machen. Heißt übersetzt: in interessierte Schulen gehen und über Jesus erzählen. Papa und ich sind sehr gespannt auf diese Woche und werden auch im Nachhinein gaaaanz ausführlich darüber berichten. Ich persönlcih kann es kaum erwarten mal völlig abgeschieden von der Zivilisation zu leben. Und irgendwie nochmal sich selber sammeln. Mal kein whats app, kein Facebook, keine emails. Wahnsinn. Aber ein bisschen Angst ist auch dabei. Ich hoffe, dass nichts schief geht. Dass alle gesund bleiben und dass ich die medizinischen Probleme gut behandeln kann. Denn das wird halt mein Job dort sein. Deshalb sind wir dankbar für alle Gebete. Und es erinnert mich an eine Liedstelle: "I knows who goes before me, i know who stands behind. The God of angel's army is always by my side". Von daher ist es eine super Gelegenheit, den eigenen Glauben aufzubauen und wir melden uns dann am Montag in einer Woche oder so nochmal zurück ;-)
Liebe Grüße an alle in Deutschland.
Die *leider-immernoch-völlig-bleiche*Kiki