Erinnerung an eine wundervolle Zeit

Erinnerung an eine wundervolle Zeit

Samstag, 30. Juni 2012

ein kleiner Bericht über Freitag, den 29.

Also bisher habe ich eigentlich immer versucht recht objektiv zu reden. Aber heute habe ich beschlossen, einfach mal ganz subjektiv zu sagen, wie ich den heutigen Tag so fand: echt scheisse. Ja ich weiß; das sagt man nicht. Doch wenn ich ehrlich bin finde ich, dass manche Dinge sooo ätzend sind, dass dieses Wort das einfach nur vortrefflich beschreibt und in diesem Fall alles andere als ein Schimpfwort ist, sondern nur ein passendes Adjektiv.


Es fing natürlich gestern Abend schon an, mir einem Fußballspiel an das ich mich einfach nicht mehr erinnern möchte. Dies war übrigens das einzige deutsche Spiel was hier live übertragen wurde. Na danke. Aber von so etwas lasse ich meine Laune dann doch nicht sooo in den Keller ziehen. Aber das Schicksal hat sich für mich noch mehr ausgedacht.


Mein Tag heute war voll durchgeplant. Eigentlich eher untypisch für einen kenianischen Alltag, aber im Moment arbeite ich in der Medi, im Sponsorship, und halb bin ich Gästemama und für die Wäsche zuständig. Und weil das noch nicht genug ist, helfe ich in der Küche mit. Mittlerweile darf man da auch ruhig von helfen und nicht mehr nur belustigen sprechen =) Und dann hatten wir heute noch ein Seminar bzgl HIV wo ich dann die Teepausen organisiert habe. Also mein Tagesplan sah so aus:


6:50: viel zu spät aufstehen, trotzdem erstmal duschen
7:15: zu spät zum Frühstück kommen und sich das Brot in Rekorttempo unterdrücken
7:30: Devotion
8:00: Spülen vom Frühstück, schonmal Kartoffeln fürs Mittagsessen schälen
9:30: Teepause vorbereiten
9:40: weiter Kartoffeln schälen
10:15: Tee in die Schule bringen
10:30: Öffnungszeit in der Medi
11:00: Teepause wieder aufräumen
11:30: Mittagessen weiter vorbereiten
12:30: Mittagessen
12:50: Spülen
13:30: Medikamente für das Krankenhaus in Mosoriot abzählen. (Sie wollen ganz genau wissen, von welchem Mittel ich wie viele Tabletten habe...)
14:30: Gemüse fürs Abendessen schälen
15:00 : Tee und Kuchenpause fertig machen
15:30: Öffnungszeit in der Medi
16:30 Teepause wieder aufräumen
17:00 im Wäschezimmer Waschmaschine ausräumen

So, doch dann wurde ich blöderweise um 11:00 Uhr angerufen. Ich sollte bitte sofort nach Eldoret kommen, um ein Paket für die Medi abzuholen. Das man mal nicht einfach grad so nach Eldoret fahren kann, versuchte ich verzweifelt zu erklären.
Aber nein, man ist sehr stolz auf seine wichtige Position in der Poststation und muss ab und zu mal seine Macht demonstrieren. Also alle Pläne über den Haufen werfen und nach Eldoret.
PikiPiki kam natürlich eine halbe Stunde zu spät, aber eine halbe Stunde macht ja nix. Leider bin ich überhaupt nicht begeistert, wenn ich nach Eldoret fahren muss. Ein kleiner Vergleich:

Ngechek:


Eldoret:


Also Eldoret stinkt, ist dreckig, es sind viel zu viele Menschen unterwegs, und man ist einfach fertig danach. Und das alles für 10 Päkchen Malariamedikamente und Vomex. So ein Blödsinn. Also eine sinnlose Reise. Aber der Rückweg wollte mich das Schicksal dann wirklich Geduld lernen. Doch leider fragt mich das Schicksal in sowas nie nach meiner Meinung dazu.

Meine Reise zurück sollte folgendermaßen aussehen: Mit dem Matatu bis nach Mosoriot. Das ist eine Art Vorstadt, aber recht klein. Es gibt aber sowas wie einen „Supermarkt“, was eigentlich ein etwas größerer Kiosk ist. Und im „Hygienestandarts“ möchte dieser Vorort Eldoret wirklich in nichts nachstehen. Es ist schon ein bisschen ekelig. Von Mosoriot aus dann mit dem PikiPiki die „Dusty Road“ ca. Eine halbe Stunde zur Station.
Doch vom Matatu nach Mosoriot aus sah ich leider schon die riesigen grauen Wolken am Himmel. Also rief ich Meschak an. Dies ist ein PikiPikifahrer, der glücklicherweise die Eigenschaft besitzt, gerne Geld verdienen zu wollen. Sodass er auch bei etwas suboptimalen Bedingungen immer fährt. Doch auf dem Rückweg geschah dann das beinahe Unglaubliche: Meschak wollte wegen Regen lieber doch zurück nach Mosoriot und dort warten. Habe ich noch nie bei ihm erlebt.
Aber zwingen wollte ich ihn dann doch nicht.
Weil ich irgendwie nicht so begeistert davon war, mich so eine Stunde unter ein Holzdach zu stellen, beschloss ich, mich in ein Cafe zu setzen. Cafe ist eigentlich auch wieder zuviel gesagt. Aber es gibt dort seeehr leckere mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Davon habe ich letztes Mal direkt drei Stück gegessen. Ohne zu fragen welches Fleisch es ist. Aber das Thema möchte ich nicht vertiefen, da meine Übelkeit sonst wiederkommen könnte.
Aber mit Tee trinken kann man eigentlich nie was falsch machen. Und in der Zwischenzeit rief ich auf Station an, um zu fragen, ob es dort schon aufgehört hat zu regnen. Nein hat es nicht.
Also organisierte Jakob jemanden, der mich per Auto abholen kommt. (16:15) 2 Minuten später rief Meschak an, und schlug vor bei dem „bisschen Nieselregen“ doch jetzt einfach aufzubrechen. Ich rufe daraufhin auf Station an und erkläre, dass ich gerne bereit bin ein Risiko in Kauf zu nehmen und mit Meschak zurückzukommen. Doch Joel, ein Kenianer erklärte mich blöderweise für suizidgefährdet und drohte mir mit sämtlichen Dingen, damit ich das jaaa nicht mache. Im nachhinein ärgere ich mich, dass ich es nicht gemacht habe. No Risk, no fun. Aber es macht auch sehr viel mehr Spaß, im Regen in Mosoriot zu warten und hoffen, dass jemand vor Anbruch der Dunkelheit kommt. Denn ich hatte schon ein bisschen Angst, als einzigste weiße Frau im Umkreis von 20 km. Um 16:48 rief ich nochmal Jakob an, ob alles seinen Lauf nimmt. Alles sei ok, es kommt jemand. 17:15: Ich fange an, mir Gedanken zu machen, da man normalerweise eine halbe Stunde braucht und keine Stunde. Ich frage mal nach der Nummer von Boaz, denn er sei der Fahrer. 17:31: Boaz sagt, er sei auf dem Weg. Ok, es ist kalt, es regnet, und es dämmert ein bisschen. Aber „The hard times makes you strong“, in diesem Moment wollte ich lieber in Zukunft etwas weniger strong sein, weil es wirklich kalt und sehr unheimlich war. 17:55: Ich rufe Boaz dann nochmal an, weil ich echt richtig Angst bekomme. Und die unglaubliche Antwort: Er sei auf dem Weg. Na hoffentlich. Zum Glück habe ich ein Buch ausnahmsweise dabei, was ich wirklich jedem empfehlen kann (Der 100 Jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand). So konnte ich mich ab und zu in diesem Cafe kaputt lachen, und wurde leider als „leicht gestört“ abgestempelt. 18:20 Joel ruft an. Er sei mit Boaz unterwegs und ich solle doch nach Kapnetich kommen. Dass wäre einfacher. Ist mir mittlerweile egal. Also fahre ich mit einem PikiPiki durch den Regen die Hauptstrasse entlang und nach 5 Minuten erreichen wir dann den Treffpunkt. Und das unglaubliche geschieht: Sie sind mit dem Auto da. Sie hatten einen kleinen Zwischenfall und waren mit dem Auto steckengeblieben. Doch nein, in Kenia heißt das noch lange nicht, ab nach Hause. Wir warten noch auf eine Familie, die übers Wochenende bei uns zu Besuch sind. Sie wären schon am Flughafen vorbei. Eigentlich eine Fahrt dann von max. 15 Minuten. Aber ich glaube nicht daran und setzte mich stur ins Auto und lese mein Buch. 19:20: Die Familie kommt wirklich an. Und wir fahren tatsächlich auf Station zurück!

Auf Station war ich wirklich fix und fertig. Kein Essen seit dem Frühstück, insgesamt 2,5 Stunden in Mosoriot gewartet und dann eine Stunde im Auto in Kapnetich. Es war wirklich seeehr kalt und ich war völlig durchgefroren. Doch zum Glück bekam ich in der Stadt beim Kontrollieren unseres Postfaches eine Karte von meiner lieben Kollegin Regina aus Schottland! Vielen lieben Dank. Sie kam genau am richtigen Tag für mich
=D

Donnerstag, 14. Juni 2012


Oh man. Ich habe mir gerade aus Spass mal die Statistik dieser Seite angeguckt. Über 3000 Seitenbesuche. Jetzt ist mir schlecht. Und zugleich brauche ich gaaanz dringend Schokolade. Warum gucke ich mir sowas aus Langweile an??? Ahh!!!





Aber zum Glück habe ich eine nette kleine (!) Schwester, die mich freundlicherweise immer daran erinnert, was Neues zu schreiben. Doch dafür werde ich sie auch zwingen, vom anderen Ende der Welt demnächst auch in einem Blog was zu veröffentlichen...


Tja bei mir ist sowas wie Alltag eingekehrt. Es ist ein sehr seltsames Gefühl. Ich glaube ich hatte es schon seit einigen Jahren nicht mehr. Aber nunja. Es ist ein absolut faszinierendes Gefühl, jeden Morgen um etwa die gleiche Zeit aufzuwachen...




Ich schäme mich ein bisschen für meinen letzten Blog. Ich war irgendwie echt nicht besonders gut gelaunt. Mich hat echt alles genervt. Das ist zum Glück mittlerweile auf dem Weg der Besserung.

Ich rege mich nicht mehr auf und fange so allmählich an, alles, was anders ist einfach zu akzeptieren. Auch wenn es echt viel manchmal ist.

Vor allem schwer ist es, wenn man um halb 8 Sonntagmorgens (!!) angerufen wird, weil man einfach mit mir quatschen will! Hallo??? So früh morgens? Da ist es doch normal, dass jeder halbwegs normale Mensch entweder schläft, oder nicht zuviel Kommunikation haben möchte.
Aber wie ich erfahren durfte ist halb 8 Uhr morgens eine absolut afrikanische humane Zeit. Eines Samstagabends begang ich den Fehler und habe bei Caro, einer Kenianerin im Kinderheim übernachtet. Sonntagmorgens (mal wieder!) um halb 5 ging es los: Sie musste erstmal ihre Klamotten waschen. Um halb 5!! Und nein, sie war weder betrunken, noch bekifft. Sie hat die ganze Nacht geschlafen und das war nunmal Aufstehzeit. Tja, und die Klamotten wurden dann recht lautstark im Zimmer nebenan von Hand gewaschen.


Und trotzdem war es irgendwie toll, bei Caro zu übernachten. Sie ist zu einer sehr guten Freundin geworden! Auch wenn wir aus verschiedenen Hintergründen kommen und uns in vielen Dingen unterscheiden, stimmt die Chemie. Sie ist absolut diszipliniert, arbeitet die ganze Woche hier durch, studiert noch nebenbei und nachts lernt sie für ihr Examen. Und das Komischste ist: Sie ist IMMER gut gelaunt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mal rumgezickt hätte, oder rumgeschrien, oder, oder, oder... für die Facebooksüchtigen unter euch: Sie ist die auf meinem Profilbild.


Dann gab es für mich noch etwas seeehr Schwieriges zu lernen. Im letzten Blog habe ich ja kurz die Geschichte von Emmanuel angerissen. Es war wirklich schwer, zu akzeptieren, dass er nicht nach deutschen Maßstäben in einem Krankenhaus behandelt werden kann. Mein deutscher Verstand hätte ihm am liebsten in einer schönen Pädiatrie gesehen, vielleicht kurz mit einer Magensonde, ein paar Infusiönchen, netten Schwestern (wie auf der 12/14 :D ), kompetenten Ärzten (natürlich auch wie in Wittlich :D), eine bisschen Psychotherapie wegen seiner Vergangenheit... Aber das ist alles ein schöner Traum und hier weit weg von der Realität. Und dann wird als Lösung angesehen für den kleinen Jungen zu beten... Ok, ich glaube an Gott, und ich glaube, dass Gebete etwas verändern können. Aber dass das als Lösung angesehen wird?!?

Ich wollte lieber eine Lösung für meinen deutschen Verstand haben. Doch eine Wahl hatte ich nicht. Es gab eine solche Lösung hier einfach nicht und so musste ich mich wohl oder übel darauf verlassen. Natürlich wurde alles Menschenmögliche getan: Er bekommt weiterhin hochkalorische Kost, er wird sehr liebevoll behandelt, muss nicht in die Schule, bekommt Medikamente...

Aber das Ganze hatte ihn schon in den letzten zwei Monaten nicht viel weitergebracht. Und so schien es, als sei das Menschenmögliche einfach nicht genug.
Und das für mich Schlimmste war: dieser Junge war von grundauf traurig. Man sah ihn nicht lachen, nicht spielen, und sonst einfach teilnahmslos. Er wirkte einfach so, als ob er nicht kämpfen möchte. Und dieser Punkt hat mich mehr als nur beunruhigt. Wenn der Junge von sich aus keinen Lebensmut mehr hat, dann kann man meiner Ansicht nach sehr viel versuchen: es wird doch alles irgendwie scheitern. Also haben wir gebetet. So ziemlich jeden Morgen. Und zwischendurch. Und haben anderen davon erzählt, die auch dafür beteten. Ich weiß nicht, ob ich immer damit gerechnet habe, dass etwas geschieht, aber irgendwie ist etwas geschehen. Seit letztem Mittwoch ist Emmanuel nicht mehr der Gleiche. Ich bin schon sämtliche Theorien durchgegangen, die irgendwie erklären könnten, dass er einfach ausgewechselt worden ist, gegen einen anderen Jungen. Doch leider war ich mit meinen Theorien erfolglos.


Er lacht. Und das ist jetzt nur ein einfacher Satz, der einfach nicht die Gefühle beinhalten kann, was das für mich und für alle anderen hier bedeutet. Die Kinder hier lachen fast immer. Und es ist immer toll. Aber wenn Emmanuel lacht, ist das ein Lachen was auf jeden Fall bei mir einen direkten Zugang zu meinem Herzen hat. Als er heute vor Freude auf dem Trampolin gelacht hat, musste ich schon fast losweinen. Das hätte wirklich jeden berührt. Er hat noch Schmerzen von einer Infektion unterm Arm. Sein Hautzustand ist noch katastrophal. Von seinem CD4- Wert haben wir nichts Neues gehört. Und doch ist diese Veränderung für mich mehr wert, als wenn sich irgendwas rein körperliches gebessert hätte. Er hat im Moment einfach Freude am Leben. Um zu sagen, dass er sich wieder vollständig körperlich erholt kann wohl keiner vorraussagen. Es hängt viel von einer anderen Medikamentenkombination ab, die an ihm ausprobiert werden soll. Aber das steht noch in den Sternen, denn eigentlich ist er zu jung und zu klein hierfür. Es kann nächste Woche mit ihm schon wieder schlechter stehen. Aber ich habe für mich beschlossen, dass ich diese glücklichen Momente absolut auskoste und nicht direkt daran denke, wie es wohl danach aussehen wird. Zur Zeit ist dieser Junge glücklich und das ist im Moment sehr viel wert und für mich ist das ein echtes Wunder.

Tja, bevor ich gleich wieder vor Freude und Rührung losweine schenke ich lieber sehr abrubt und ungeschickt in ein anderes Thema über.

(Diese Übergänge gibt es in der Familie Zenz am Küchentisch von einigen Spezialisten recht häufig...)

Ich erzähle jetzt lieber was zum lachen... Und nein, die Geschichte mit unserem Nachtwächter wiederhole ich nicht. Es reicht, dass die Facebook- Menschen diese schon kennen. Ich möchte nicht, dass 3000 weitere Menschen sich daran erfreuen.

Es gibt hier auch sehr süße, nette Neuigkeiten. Vor ein paar Wochen ist uns ein kleiner süßer Hund zugelaufen. Ein Welpe!! Und schwupps, die ganze Station hat sich in ihn verliebt. Es wäre ja nicht so, als hätten wir schon 3 Hunde hier durchzufüttern, nein, wir brauchen noch Nr.4. Er trägt den Namen ‚Rafiki‘ Was übersetzt ‚Freund‘ heißt. Und weil nach Ansicht einiger unbekannter Nachbarn 4 Hunde noch nicht genug sind, haben sie uns nochmal 3 Welpen vorbeigebracht. Natürlich ohne mit jemandem zu reden. Also haben wir jetzt 7 Hunde auf Station. Mein Stationsleiter wird absolut begeistert sein: Er fährt nach Deutschland, kommt zurück: Und wir haben 4 Hunde mehr. Hehe. Blöderweise muss ich sie wahrscheinlich impfen. Ist klar. Es reicht ja nicht, dass ich mich mit menschlichen Problemen rumschlage. Aber bisher ignoriere ich das Thema einfach noch. Eigentlich muss ich nämlich den größten, und leider auch bissfreundlichsten Hund hier spritzen. Doch meine Motivation dafür liegt leider bei 0. Und meine Angst vor diesem Hund bei 10. Und die Angst des Hundes vor mir leider auch bei 10, sodass er immer flüchtet, wenn er ahnt, was ich vorhabe







Und ja... ich bin ein bisschen verliebt <3 Ansonsten haben wir hier in Ngechek im Moment sehr viel Spass. Das Küchenteam versucht verzweifelt, mir das Kochen beizubringen. Und bekommen jedesmal einen Lachkrampf, wenn ich erkläre, dass ich später, wenn ich verheiratet bin, nicht kochen muss, weil das mein Mann macht. Absolut unvorstellbar! Aber sie sind trotzdem nett zu mir, auch wenn ich ihre Liebe für die Küche nicht teile. Die Küchenchefin Philo wohnt direkt ein Zimmer weiter. Wir planen sogar einen Durchbruch durch die Wand zu machen. Geplant sind 1,9x0,8 m. Doch leider ist dieser Plan noch nicht ganz ausgereift, da er die Pläne unseres Stationsleiters kreuzt: Das Haus halbwegs intakt zu halten. Theorien, wie wir es vertuschen können sind in Arbeit.

Am Wochenende besuchte ich die Großmutter von Caro. Ok, eigentlich irgendwie eine Verwandte von Caro, die über 90 Jahre alt ist. Genau genommen sagt das Alter gar nichts über diese Frau aus. Wenn ich sie zum Feind hätte, würde ich ihr Nachts garantiert nicht begegnen wollen.
Sie ist so gut in Form für ihr Alter, dass ich echt ziemlich beeindruckt war. Tja, und wie füllt man so richtig einen kenianischen Tag?
Mit Besuchen.

Also erst die Großmutter.

Dann den drittältesten Sohn der Großmutter.

Dann den ältesten Sohn, wo es Mittagessen gab.

Dann den zweitältesten Sohn, wo es zwar kein Mittagessen, dafür aber einen aggressiven Hund gab. Meine Motivation, diese Hundefreundschaft zu vertiefen war leider nicht sehr ausgeprägt, sodass wir danach was besonderes gemacht haben: Besuche!

Nochmal die Großmutter, die uns freundlicherweise ein zweites Mittagessen gekocht hat.

Und anschließend die zweitälteste Tochter der Großmutter.

Aber das beste habe ich mir für das nächste Mal aufgehoben: Da darf ich natürlich alle nochmal besuchen, aber dann inklusive der ältesten Tochter und die Söhne der ältesten Tochter, die allesamt einen eigenen Haushalt besitzen. Doch alles in allem war es ein ganz lustiger Tag. Vor allem die Großmutter ist wirklich super! Sie heißt übrigens Grace und hat mich nach 10 Minuten adoptiert. Das heißt, ich habe jetzt eine ganz lustige, kenianische Oma. Und ich habe den Verdacht, dass sich Oma Agathe sehr gut mit ihr verstehen würde :D


Sonst gibt es nicht besonders viel Neues. Obwohl. Stimmt. Ich katapultiere mich nächsten Dienstag ins Land der Leute, die sich richtig lächerlich gemacht haben. Angefangen hat es mit einem Besuch der Secundary school in Ngechek. Secondary schools starten hier ab Klasse 8. Das heißt keine netten süßen Kinder wie in meiner Klasse in Chelelat. Und dort macht man den Religionsunterricht dann vor der ganzen Schule. Aber das Schlimmste ist: Nächsten Dienstag soll ich den Unterricht machen. Das heißt übersetzt: Die kleine schüchteren Kiki steht vor ungefähr 100 fremden Schülern, die fast erwachsen sind, und kann denen etwas erzählen. Was, weiß ich noch nicht genau. Aber ich bin für Anregungen sehr dankbar...


Seit neustem habe ich dann noch einen Kalenjin- Namen: In diesem Stamm wird man nach den Umständen seiner Geburt benannt. Wenn es z.B. regnet und ein Mädchen ist heißt man Jerop.
Wenn man im Krankenhaus geboren ist heißt man Chepchumba. Mir wurde erklärt, dass heißt ganz genau übersetzt: Bei den weißen Menschen geboren. Jetzt kann es natürlich sein, dass die Hebamme bei meiner Geburt eine schwarze Hautfarbe hatte. Aber meine Mama hat mir solche „wichtigen“ Dinge noch nie erzählt... Ich glaube ich hätte es auch etwas rassistisch gefunden, wenn sie mir das extra gesagt hätte. Und die Mädels hier sind sich auch nicht einig, ob ich im Falle des Falls nochmal umbenannt werden muss. Da gehen die Meinungen weit auseinander. Aber vielleicht regnete es ja auch, dann wäre die Streitfrage schön umgangen und mein Name wäre Jerop. Also Mama: Bitte her mit diesen lebenswichtigen Informationen :D


Hier haben alle Kinder einen afrikanischen Zweitnamen. Manche werden damit gerufen, bei manchen sagt man den englischen Namen. Aber am Zweitnamen kann man dann immer recht gut erkennen, aus welchem Stamm die Person herstammt.
So, ich finde, ich habe jetzt mal wieder genug geschrieben.


Ganz liebe Grüße

Kiki