Also bisher habe ich eigentlich immer versucht recht objektiv zu reden. Aber heute habe ich beschlossen, einfach mal ganz subjektiv zu sagen, wie ich den heutigen Tag so fand: echt scheisse. Ja ich weiß; das sagt man nicht. Doch wenn ich ehrlich bin finde ich, dass manche Dinge sooo ätzend sind, dass dieses Wort das einfach nur vortrefflich beschreibt und in diesem Fall alles andere als ein Schimpfwort ist, sondern nur ein passendes Adjektiv.
Es fing natürlich gestern Abend schon an, mir einem Fußballspiel an das ich mich einfach nicht mehr erinnern möchte. Dies war übrigens das einzige deutsche Spiel was hier live übertragen wurde. Na danke. Aber von so etwas lasse ich meine Laune dann doch nicht sooo in den Keller ziehen. Aber das Schicksal hat sich für mich noch mehr ausgedacht.
Mein Tag heute war voll durchgeplant. Eigentlich eher untypisch für einen kenianischen Alltag, aber im Moment arbeite ich in der Medi, im Sponsorship, und halb bin ich Gästemama und für die Wäsche zuständig. Und weil das noch nicht genug ist, helfe ich in der Küche mit. Mittlerweile darf man da auch ruhig von helfen und nicht mehr nur belustigen sprechen =) Und dann hatten wir heute noch ein Seminar bzgl HIV wo ich dann die Teepausen organisiert habe. Also mein Tagesplan sah so aus:
6:50: viel zu spät aufstehen, trotzdem erstmal duschen
7:15: zu spät zum Frühstück kommen und sich das Brot in Rekorttempo unterdrücken
7:30: Devotion
8:00: Spülen vom Frühstück, schonmal Kartoffeln fürs Mittagsessen schälen
9:30: Teepause vorbereiten
9:40: weiter Kartoffeln schälen
10:15: Tee in die Schule bringen
10:30: Öffnungszeit in der Medi
11:00: Teepause wieder aufräumen
11:30: Mittagessen weiter vorbereiten
12:30: Mittagessen
12:50: Spülen
13:30: Medikamente für das Krankenhaus in Mosoriot abzählen. (Sie wollen ganz genau wissen, von welchem Mittel ich wie viele Tabletten habe...)
14:30: Gemüse fürs Abendessen schälen
15:00 : Tee und Kuchenpause fertig machen
15:30: Öffnungszeit in der Medi
16:30 Teepause wieder aufräumen
17:00 im Wäschezimmer Waschmaschine ausräumen
So, doch dann wurde ich blöderweise um 11:00 Uhr angerufen. Ich sollte bitte sofort nach Eldoret kommen, um ein Paket für die Medi abzuholen. Das man mal nicht einfach grad so nach Eldoret fahren kann, versuchte ich verzweifelt zu erklären.
Aber nein, man ist sehr stolz auf seine wichtige Position in der Poststation und muss ab und zu mal seine Macht demonstrieren. Also alle Pläne über den Haufen werfen und nach Eldoret.
PikiPiki kam natürlich eine halbe Stunde zu spät, aber eine halbe Stunde macht ja nix. Leider bin ich überhaupt nicht begeistert, wenn ich nach Eldoret fahren muss. Ein kleiner Vergleich:
Ngechek:
Eldoret:
Also Eldoret stinkt, ist dreckig, es sind viel zu viele Menschen unterwegs, und man ist einfach fertig danach. Und das alles für 10 Päkchen Malariamedikamente und Vomex. So ein Blödsinn. Also eine sinnlose Reise. Aber der Rückweg wollte mich das Schicksal dann wirklich Geduld lernen. Doch leider fragt mich das Schicksal in sowas nie nach meiner Meinung dazu.
Meine Reise zurück sollte folgendermaßen aussehen: Mit dem Matatu bis nach Mosoriot. Das ist eine Art Vorstadt, aber recht klein. Es gibt aber sowas wie einen „Supermarkt“, was eigentlich ein etwas größerer Kiosk ist. Und im „Hygienestandarts“ möchte dieser Vorort Eldoret wirklich in nichts nachstehen. Es ist schon ein bisschen ekelig. Von Mosoriot aus dann mit dem PikiPiki die „Dusty Road“ ca. Eine halbe Stunde zur Station.
Doch vom Matatu nach Mosoriot aus sah ich leider schon die riesigen grauen Wolken am Himmel. Also rief ich Meschak an. Dies ist ein PikiPikifahrer, der glücklicherweise die Eigenschaft besitzt, gerne Geld verdienen zu wollen. Sodass er auch bei etwas suboptimalen Bedingungen immer fährt. Doch auf dem Rückweg geschah dann das beinahe Unglaubliche: Meschak wollte wegen Regen lieber doch zurück nach Mosoriot und dort warten. Habe ich noch nie bei ihm erlebt.
Aber zwingen wollte ich ihn dann doch nicht.
Weil ich irgendwie nicht so begeistert davon war, mich so eine Stunde unter ein Holzdach zu stellen, beschloss ich, mich in ein Cafe zu setzen. Cafe ist eigentlich auch wieder zuviel gesagt. Aber es gibt dort seeehr leckere mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Davon habe ich letztes Mal direkt drei Stück gegessen. Ohne zu fragen welches Fleisch es ist. Aber das Thema möchte ich nicht vertiefen, da meine Übelkeit sonst wiederkommen könnte.
Aber mit Tee trinken kann man eigentlich nie was falsch machen. Und in der Zwischenzeit rief ich auf Station an, um zu fragen, ob es dort schon aufgehört hat zu regnen. Nein hat es nicht.
Also organisierte Jakob jemanden, der mich per Auto abholen kommt. (16:15) 2 Minuten später rief Meschak an, und schlug vor bei dem „bisschen Nieselregen“ doch jetzt einfach aufzubrechen. Ich rufe daraufhin auf Station an und erkläre, dass ich gerne bereit bin ein Risiko in Kauf zu nehmen und mit Meschak zurückzukommen. Doch Joel, ein Kenianer erklärte mich blöderweise für suizidgefährdet und drohte mir mit sämtlichen Dingen, damit ich das jaaa nicht mache. Im nachhinein ärgere ich mich, dass ich es nicht gemacht habe. No Risk, no fun. Aber es macht auch sehr viel mehr Spaß, im Regen in Mosoriot zu warten und hoffen, dass jemand vor Anbruch der Dunkelheit kommt. Denn ich hatte schon ein bisschen Angst, als einzigste weiße Frau im Umkreis von 20 km. Um 16:48 rief ich nochmal Jakob an, ob alles seinen Lauf nimmt. Alles sei ok, es kommt jemand. 17:15: Ich fange an, mir Gedanken zu machen, da man normalerweise eine halbe Stunde braucht und keine Stunde. Ich frage mal nach der Nummer von Boaz, denn er sei der Fahrer. 17:31: Boaz sagt, er sei auf dem Weg. Ok, es ist kalt, es regnet, und es dämmert ein bisschen. Aber „The hard times makes you strong“, in diesem Moment wollte ich lieber in Zukunft etwas weniger strong sein, weil es wirklich kalt und sehr unheimlich war. 17:55: Ich rufe Boaz dann nochmal an, weil ich echt richtig Angst bekomme. Und die unglaubliche Antwort: Er sei auf dem Weg. Na hoffentlich. Zum Glück habe ich ein Buch ausnahmsweise dabei, was ich wirklich jedem empfehlen kann (Der 100 Jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand). So konnte ich mich ab und zu in diesem Cafe kaputt lachen, und wurde leider als „leicht gestört“ abgestempelt. 18:20 Joel ruft an. Er sei mit Boaz unterwegs und ich solle doch nach Kapnetich kommen. Dass wäre einfacher. Ist mir mittlerweile egal. Also fahre ich mit einem PikiPiki durch den Regen die Hauptstrasse entlang und nach 5 Minuten erreichen wir dann den Treffpunkt. Und das unglaubliche geschieht: Sie sind mit dem Auto da. Sie hatten einen kleinen Zwischenfall und waren mit dem Auto steckengeblieben. Doch nein, in Kenia heißt das noch lange nicht, ab nach Hause. Wir warten noch auf eine Familie, die übers Wochenende bei uns zu Besuch sind. Sie wären schon am Flughafen vorbei. Eigentlich eine Fahrt dann von max. 15 Minuten. Aber ich glaube nicht daran und setzte mich stur ins Auto und lese mein Buch. 19:20: Die Familie kommt wirklich an. Und wir fahren tatsächlich auf Station zurück!
Auf Station war ich wirklich fix und fertig. Kein Essen seit dem Frühstück, insgesamt 2,5 Stunden in Mosoriot gewartet und dann eine Stunde im Auto in Kapnetich. Es war wirklich seeehr kalt und ich war völlig durchgefroren. Doch zum Glück bekam ich in der Stadt beim Kontrollieren unseres Postfaches eine Karte von meiner lieben Kollegin Regina aus Schottland! Vielen lieben Dank. Sie kam genau am richtigen Tag für mich
=D
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